PETER KUBELKA
Kochen, die älteste bildende Kunst
Essbare Niederschrift der Weltanschauung
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Peter Kubelka, 1934 in Wien geboren, mehr als nur Professor, der an der Städelschule in Frankfurt eine “Klasse für Film und Kochen als Kunstgattung” hatte, zudem Koch, vergleichender Theoretiker, scharfsinniger Beobachter, Kulturanthropologe, Sammler, Künstler, Mitbegründer der Anthology Film Archives in New York, Filmemacher, Avantgardist, Musiker, Reisender und subtiler Theoretiker des Essens, hat das praktische Denken über das Kochen auf ein philosophisches Niveau gehoben und auf kulturenvergleichendeweise den irritierenden Nachweis erbracht, dass Kochen Kunst ist. Mehr noch, er hat die vorschnell benannte Unterscheidung zwischen Mensch und Tier ad absurdum geführt und durch den geweiteten Blick auf andere Ess- und Kochkulturen die gefährliche Enge eurozentrischer Betrachtungen und Wahrnehmungen vor Augen geführt. Er gab zahlreiche Interviews, schrieb Texte etwa über “die essbare Metapher, die Kommunikation einer nicht wortgebundenen Weltanschauung mit Beispielen zum Ansehen, Anfühlen oder Verkosten”.
Mit Peter Kubelka, einem Quergeist, der in der Unterscheidung immer weiter unterscheidet, traf sich in Wien an drei langen, aber nie langweilig werdenden Tagen Heinz-Norbert Jocks. Aus nimmer endenden Gesprächen mit immer neuen Wendungen, Gedankenspiralen, Ergänzungen, Einsichten und Anschauungen, destillierte er ein Konzentrat heraus, das einen Einblick gewährt in den inneren Kosmos, in die sich ständig mehrende Vorstellungswelt eines Mannes, der, die Übergänge zwischen Kulturen als eine fließende Bewegung verstehend, auf Reisen Erfahrungen sammelte, die nicht nur ihn als Person veränderten, sondern ihn auch dazu brachten, den Begriff der Kultur neu zu definieren, und zwar im Einklang mit dem entdeckten Reichtum der Empirie und dabei…